Siegmund Crämer, Gründer und Ehrenvorsitzender der Lebenshilfe Bad Dürkheim e.V., ist am 5. September 2020 in Bad Dürkheim im Alter von 93 Jahren verstorben.
In den letzten Wochen und Monaten hatte ihn seine angeschlagene Gesundheit immer schwächer werden lassen, sodass sein Tod am Ende eine Erlösung für ihn war, so beschrieb es seine Familie.
„In der Stunde des Trauerns zollen wir Siegmund Crämer großen Respekt und unsere Hochachtung vor seiner Lebensleistung. Ohne Übertreibung können wir sagen, dass es ohne Siegmund Crämer diese Lebenshilfe in Bad Dürkheim nicht geben würde. Seine Idee der Ganzheitlichkeit hat unsere Lebenshilfe zu einer Solidargemeinschaft mit sozial-ökologischer Ausrichtung werden lassen. Siegmund Crämer werden wir in unserer Mitte immer einen Ehrenplatz bewahren und seine Idee weiterhin zum Leitbild unserer Arbeit machen“, so Richard Weißmann, Vorsitzender der Lebenshilfe Bad Dürkheim e.V.
Geboren wurde Siegmund Crämer am 23. November 1926 in Witten an der Ruhr. Im Jahr 1965 gründete der gelernte Maurer und Sozialpädagoge gemeinsam mit betroffenen Eltern und Fachleuten die Lebenshilfe Bad Dürkheim. Die damaligen Lebensbedingungen für Menschen mit geistiger Behinderung änderten sich seitdem radikal, sodass die Lebenshilfe und ihre Menschen von der Stadt Bad Dürkheim nicht mehr wegzudenken sind.
Siegmund Crämers Idee, das Wort LEBEN im Namen unseres Vereins wörtlich zu nehmen und das ganze Leben von Menschen mit geistiger Behinderung als Aufgabe anzunehmen, ist bis heute die Grundlage unseres Wirkens.
Die langjährigen Begleiter, Geschäftsführer Fritz Radmacher und Wohnheimleiter Volker Kühnemund, prägten mit der Unterstützung von Siegmund Crämer die sozial-ökologische Ausrichtung der Lebenshilfe Bad Dürkheim. Sie waren die unverzichtbaren Partner an seiner Seite, um die Idee der Lebens-Hilfe zu verwirklichen.
Die Idee der Lebenshilfe und deren Verbreitung sah Siegmund Crämer als seine Aufgabe an, die er weit über die Grenzen Bad Dürkheims hinaus sowohl auf nationaler Ebene – insbesondere in den neuen Bundesländern – als auch auf internationaler Ebene, beispielsweise mit seinen Reisen nach Moskau, wahrnahm.
„Synonym für die Lebenshilfe“ titelte die RHEINPFALZ zu seinem 90. Geburtstag im November 2016. Sein Schaffen aber auf „Lebenshilfe Bad Dürkheim“ zu reduzieren, würde ihm nicht gerecht werden. Als Dürkheimer Neubürger wurde er früh auch gesellschaftlich und politisch aktiv. In seiner Funktion des Beigeordneten formte er die kulturelle Entfaltung Bad Dürkheims. Er baute das Volksbildungswerk aus, gründete die Musikschule und mit seinem Freund Walter Graser die Offene Werkstatt, initiierte den Bau des „Hauses Catoir“ und gründete auch noch den Kunstverein, um nur kurz einige Stationen seines Wirkens neben der Lebenshilfe in Bad Dürkheim zu nennen.
2014 wurde ihm für sein Lebenswerk vom damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.
Die Lebenshilfe Bad Dürkheim verliert mit Siegmund Crämer den Zeitzeugen, der die Anfänge der Lebenshilfe hautnah erlebte und die Entwicklung unseres Vereins über Jahrzehnte entscheidend prägte und bis zuletzt interessiert verfolgte.
Siegmund Crämer selbst betonte in großer Dankbarkeit immer wieder, dass sein Werk ohne die selbstlose Begleitung seiner 2003 verstorbenen Frau Anni nicht möglich gewesen wäre.