Das Leben von Menschen mit Behinderung in und nach der NS-Zeit
Mit dem Projekt „Erinnern für die Zukunft“ widmet sich die Lebenshilfe Bad Dürkheim einem oft übersehenen Kapitel deutscher Geschichte: dem Schicksal von Menschen mit Behinderung im Nationalsozialismus und den Jahrzehnten danach.
Unser Ziel ist es, aufzuklären, zu erinnern und damit Verantwortung für eine vielfältige & solidarische Gesellschaft zu übernehmen.
Im Rahmen des Projekts entsteht eine Ausstellung, die Anfang 2026 eröffnet wird. Sie erzählt persönliche Geschichten, dokumentiert historische Fakten und schlägt eine Brücke zur Gegenwart.
Warum ist Erinnern heute so wichtig?
„Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen“ (George Santayana)
Der 2. Weltkrieg und die damit einhergehenden Verbrechen sowie das Leid der Menschen zu dieser Zeit stehen fest im Lehrplan der Schulen. Im Fernsehen gibt es zahlreiche Dokus zu dem Thema und jährlich werden Gedenktage begangen. Wir erinnern uns also, oder?
Manche politischen Lager haben eine klare Antwort, sind der Meinung, dass die Erinnerungskultur in Deutschland zu prominent ist fordern eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“
Eine Umfrage der Jewish Claims Conference aus dem Januar 2025 zeigt jedoch deutlich, dass politische Bildungsarbeit zur NS-Zeit keineswegs zu prominent ist. Von den Befragten Deutschen zwischen 18-29 Jahren konnten 18% kein Konzentrationslager nennen, 18% gehen davon aus, dass weniger als zwei Millionen jüdische Menschen ermordet (es waren bis zu 6 Millionen). 12% geben an, vor der Umfrage noch nie vom Holocaust gehört zu haben oder sich nicht sicher zu sein, ob sie schon einmal davon gehört haben.
Geschichte ist keine Vergangenheit, kann und darf niemals vergessen werden, Geschichte formt Realität, Gegenwart und Zukunft. Wenn es schon beim Holocaust solch gravierende Wissenslücken gibt, wird der Status Quo des Wissens zu Themen wie Euthanasie und Zwangssterilisation wohl noch ausgeprägter sein.
Hinzu kommt, dass Menschen mit Behinderung, im Rahmen der Anerkennung von Euthanasie-Opfern, erst im Januar 2025 als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt wurden. Das zeigt, dass das Thema nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Politik bisher nicht die nötige Aufmerksamkeit bekommen hat.
Das erwartet Sie im Rahmen des Projekts
- Eine barrierefreie Ausstellung im Stadtmuseum Bad Dürkheim, auch in einfacher Sprache, die von den Lebenswegen und Schicksalen von Menschen mit Behinderung während und nach der Zeit des Nationalsozialismus erzählt
- Spezielle Führungen nach Voranmeldung
- Begleitveranstaltungen und Vorträge rund um das Thema
Das Projekt „Erinnern für die Zukunft“ ist aktuell noch im Wachsen und Entstehen. Melden Sie sich zu unserem Newsletter an, um alle Termine informiert zu bleiben.
Teilen Sie Ihre Geschichte
Sie kennen die Geschichte eines Opfers der Euthanasie oder können vom Leben von Menschen mit Behinderung zwischen 1945-1975 aus dem Raum Bad Dürkheim berichten? Dann melden Sie sich bei der Projektkoordinatorin Lea Becker und helfen Sie, die Erinnerung an die Verbrechen zu erhalten. Sie können ihre Geschichte auch gerne anonym teilen.
Projekt-Newsletter
Im Projekt-Newsletter informieren wir Sie über alle Termine rund um das Projekt „Erinnern für die Zukunft“, wie Führungen, Begleitveranstaltungen und Öffnungszeiten.
Weitere Projekt-Insights
Projektteam
Seit Mitte 2024 arbeitet das Team am Projekt „Erinnern für die Zukunft“. Zum Team gehören Wilfried Würges, ehemaliger Stellvertretender Leiter der Sigmund-Crämer-Schule, sowie seine Frau Siglinde Würges. Ihr Aufgabenschwerpunkt liegt vor allem in der Recherche, sie haben bereits zahlreiche Ausstellungen und Vorträge besucht. Zudem recherchieren Sie in archivierten Akten und Zeitungen. Matthias Neubert, früherer Leiter des Sozialdienstes, und Ines Wietschorke, ehemalige Leiterin der Tagesförderstätte, befassen sich vor allem mit den Anfängen unserer Lebenshilfe Bad Dürkheim. Darüber hinaus entwickeln Sie Konzepte, wie wir Menschen mit Behinderung aktiv in die Entstehung der Ausstellung einbeziehen können aber auch, wie wir dieser Zielgruppe das Thema Euthanasie in der NS-Zeit im Rahmen der politischen Aufklärungsarbeit näher bringen können. Eichfelders befassen sich als Designer*innen mit viel Erfahrung im Museumsbereich mit der gestalterisches Umsetzung der Ausstellungsinhalte. Beate Kielbassa begleitet als Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit die Projektförderung. Lea Becker übernimmt die Projektkoordination, worunter die Kommunikation im Team wie auch mit externen Expert*innen und Archiven sowie die thematische Recherche fällt.